Newsletter Oktober 2013

In den letzten Wochen war der Nordkanal mehrfach Thema in der Presse.

Zum einen wurde über das Treffen von MdL Frau Zentis und MdL Herrn Markert von den Bündnis90/Die Grünen mit dem Kaarster Bürgermeister und gleichzeitigem Verbandsvorsteher Herrn Moormann berichtet. Dieser Besuch geht auf das Treffen einiger Vertreter der Aktiven Bürger Gemeinschaft mit den Landtagsabgeordneten von Bündnis90/Die Grünen Anfang des Jahres zurück.

Leider wurden wir nicht zu dieser Veranstaltung mit Herrn Moormann eingeladen.

Zum anderen wurde über den Umweltausschuß der Stadt Korschenbroich (15.10.2013) berichtet. Zu diesem hatte Die Aktive einen Bericht zum Zustand des Nordkanal und seiner möglichen Entschlammung gefordert.

Zunächst kurzgefasst zum Bericht des Bürgermeisters im Umweltausschuß:

1. Der Nordkanal ist in einem hydraulisch guten Zustand
2. Die Entschlammung ist eine freiwillige Aufgabe des „Boden- und Wasserverband Nordkanal“ und daher von den Nutznießern zu finanzieren
3. Der Verband sieht derzeit keine Notwendigkeit für eine Entschlammung

Dies ist genau die Auffassung über den Nordkanal, die Herr Moormann auch den beiden Landtagsabgeordneten Zentis und Markert im September vermittelt hatte.

Natürlich sieht Die Aktive sowohl den Zustand des Nordkanals wie auch die Aufgabe der Entschlammung ganz anders. Daher hat unsere Kreistagsabgeordnete und Vorsitzende Gabriele Parting die Landtagsabgeordneten erneut angeschrieben und die Sicht der Aktiven Bürger Gemeinschaft dargelegt.
Diesen Brief finden Sie nachfolgend:

„Sehr geehrte Frau Zentis, sehr geehrter Herr Markert,

an dieser Stelle ich mich noch einmal für Ihren Besuch hier in Korschenbroich bedanken. Sie konnten sicher einen guten Eindruck von einigen der bauphysikalischen Lösungsansätzen, aber auch deren Problematik bzw. Kosten, mitnehmen.

Im Anschluß haben Sie mit dem Erftverband und Herrn Bürgermeister Dick die Pumpenanlage in Herrenshoff am Baggersee besichtigt. Diese – wie auch die anderen Anlagen – sind zwar ein richtiger und wichtiger Schritt in die Richtung einer Lösung für das Grundwasserproblem, allerdings nur ein erster Schritt.

Nicht vergessen dürfen Sie, dass von den 4659 betroffenen Immobilien (alleine in Korschenbroich), lediglich 900 Immobilien entlastet werden, sofern alle Anlagen in Betrieb sind.

Deshalb muss dieses System auch weiter ausgebaut werden, um auch den verbleibenden 3759 betroffenen Immobilien eine Perspektive zu bieten.

Aber auch in Kaarst gibt es Probleme mit drückendem Grundwasser. Wie die Aktive Bürger Gemeinschaft – Die Aktive bereits ausführte, wäre hier die Entschlammung des Nordkanals ein erster Schritt. Dieser würde nicht nur die Kaarster entlasten, sondern die Entschlammung ist auch wichtig für die Korschenbroicher. Denn der Nordkanal spielt eine wichtige Rolle bei der Entwässerung des Jüchener Bachs, in den die vier Brunnenanlagen in Kleinenbroich Grundwasser einleiten. Funktioniert die Ableitung nicht, staut der Bach zurück.

Nun haben wir der Presse entnommen, dass Sie am 04.09.2013 gemeinsam mit Herrn Bürgermeister Moormann eine Begehung der Mündung Jüchener Bach / Nordkanal durchgeführt haben. Wir bedauern, dass weder Kaarster Bürgervertreter, noch Korschenbroicher zu diesem Termin geladen wurden.

Darüber hinaus können wir den Presseberichten nicht folgen, da sie widersprüchlich sind: 

Zitat WZ: Gudrun Zentis scheint zufrieden: „Ich habe jetzt selbst gesehen, dass das Wasser fließt. Eine Stausituation ist nicht erkennbar.“

Zitat NGZ: Gudrun Zentis …… Stausituation ist erkennbar.

Die Bürgervertreter und die Aktive Bürger Gemeinschaft sind ganz anderer Ansicht als Herr Moormann. Der sowohl als Vorsteher des Wasser- und Bodenverband Nordkanal und gleichzeitig Kaarster Bürgermeister „zwei Hüte“ auf hat.

Ich möchte an dieser Stelle auf die Presseberichte näher eingehen:
• Der Nordkanal ist kein Bodendenkmal. Er wurde bisher nicht amtlich anerkannt
• Weiterhin ist die Aussage falsch, dass die Schlammschicht im Nordkanal nicht steigt; sie nimmt jährlich zu.
• die Untere Wasserbehörde befürwortet eine Sohlreinigung und hat dies letztmalig in einem Schreiben vom 16.6.2009 nochmals angeregt. 
• Es ist richtig, dass das Wasser im Nordkanal fließen kann und der Schlamm möglicherweise keine negativen Auswirkungen auf die Wasserqualität hat. Aus diesem Grund wird immer wieder vom Verbandstechniker bestätigt, am Nordkanal sei alles in Ordnung. So entsteht ein falsches Bild über eigentlich notwendige Maßnahmen. 
• Auf das tatsächliche Problem des Schlamms im Nordkanal – nämlich die Beeinträchtigung der notwendigen Vorfluteigenschaften des Nordkanals – wird nicht eingegangen. 
• Die notwendige Entschlammung des Nordkanals wird immer mit den fehlenden Mitteln begründet.

Genau das ist das Problem. Hier zeigt sich die absolute Verzögerungstaktik. 

Laut Niederschrift vom 30.10.2001 (des Wasser- und Bodenverband Nordkanal) galt bis dato für den Nordkanal „Wenn die Vorflut nicht mehr sichergestellt ist, d.h. im Extremfall ein Rückstau in die Nebengewässer zu besorgen wäre, ist eine Entschlammung erforderlich.“ Diese Satzung wurde zu einem späteren Zeitpunkt geändert.
Die Kosten wurden laut alter Unterlagen wie folgt beziffert:
1961 20.000 m³ DM 70.000,–
2007/8 42.000 m³ Euro 2.800.000,– 
17.02.2012 Euro 2.440.000,–

Eine angedachte Erstellung einer angemessenen Gebührenordnung, die dazu führt, die Mittel für eine Entschlammung zur Verfügung zu haben, wird nicht weiter verfolgt. 

RWE Power hat im Übrigen zugesagt, den Schlamm kostenneutral zu entsorgen (sofern der Schlamm – wie festgestellt – nicht belastet ist).

Außerdem wurde der Vorschlag von Herrn Patt (ehemaliger Landrat), den Nordkanal in die Hände des Erftverbandes zu überführen mit Hinweis auf die hohen Kosten abgelehnt. Diese Kosten wären durch eine vernünftige Verbandssatzung – wie bei umliegenden Gemeinden vorhanden – bei sehr geringer Belastung des einzelnen Bürgers aufzubringen. 
Im April 2011 rutschte ein Kleintransporter nach einem Unfall in den Nordkanal. Damals kam es glücklicherweise zu keinem Personenschaden. Die GVV als Versicherer erklärte damals: „Da augenscheinlich bereits Erwachsenes schon damit überfordert sind, die Situation allein zu beherrschen, sollte im Sinne der Eingabe der Beschwerdeführer für eine Optimierung der Verhältnisse vor Ort Sorge getragen werden. Bedenken Sie dabei bitte auch, dass vorliegend nicht nur ein erhebliches haftungsrechtliches, sondern auch …. Strafrechtliches Risiko im Raum steht, sollte es aufgrund der geschilderten sowie bereits öffentlich diskutierten Situation zu einem Personenschaden mit schlimmen Folgen kommen.
Letztendlich obliegt es Ihrer (Kaarst) eigenverantwortlichen Prüfung sowie Entscheidung, welche Maßnahmen dort konkret zu ergreifen sind. Ein Beibehalten des derzeitigen Zustandes dürfte sich allerdings aus dem oben genannten Gründen nicht empfehlen.“ 

Am 31.01.2012 berichtete die NGZ von einer Leiche im Nordkanal. Die Umstände warum der Mann sich nicht selbst aus dem flachen Gewässer befreien konnte, sind für uns ungeklärt. Der Verdacht liegt nahe, dass er sich aus dem Schlamm nicht aus eigener Kraft befreien konnte.

Da von der unteren Wasserbehörde alle technischen Aussagen zur Verbesserung der Vorfluteigenschaften des Nordkanals vorliegen, liegt es in der politischen Verantwortung den Anstoß für ein vernünftiges Handeln zu geben. 

Gerne bleibt die Aktive Bürger Gemeinschaft weiter mit Ihnen in Kontakt und beantwortet Fragen oder stellt auch Kontakte zu Kaarster betroffenen Bürgern her.

Ich freue mich auf eine Antwort und verbleibe mit freundlichem Gruß

KTA Gabriele Parting“

Die Aktive Bürger Gemeinschaft – Die Aktive wird sich selbstverständlich weiter mit der Entschlammung und dem Zustand des Nordkanals beschäftigen und auch hier nicht locker lassen, bis eine Lösung gefunden wird.